Vogelbeobachtungen

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  • Langelager Teiche, OS – 2008

    Heute etwas zum Thema Vogelberingung. Augenfällig und von jedermann recht leicht zu erkennen die Farbberingung bei Schwänen, weniger auffällig die von Gänsen und ohne Fernglas oder Spektiv nur schwer auszumachen die der Kraniche und Limikolen. Weniger bekannt dagegen, dass auch Singvögel beringt werden. Das erfolgt in der Tat und zwar bundesweit in Rahmen eines von den drei deutschen Beringungszentralen (Vogelwarten Helgoland, Hiddensee u. Radolfzell, früher Rositten) initiierten und wissenschaftlich begleiteten und betreuten Projekt mit dem Kennung IMS = Integriertes Monitoring von Singvogelpopulationen. Das Areal der Langelager Teiche in Herringshausen, Ortsteil Bohmte ist eine von vielen deutschlandweit im Rahmen dieses Programms ausgewählten Untersuchungsflächen, auf der die Beringergemeinschaft Degen – Schott – Hülsmann das IMS-Projekt seit mehreren Jahren ehrenamtlich betreibt.
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    Warum Vogelberingung? Zunächst sei angemerkt, dass sie kein Zeitvertreib für Vogelnarren ist, sondern eine verantwortungsvolle Tätigkeit zur Erhebung und Kartierung exakter Daten für wissenschaftliche Zwecke. Gleichwohl bereitet diese interessante und spannende Arbeit am Vogel den i. d. R. ehrenamtlichen Mitarbeitern stets viel Freude und am Ende des Fangtages auch ein Stück Befriedigung.
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    Aufgabe der Wissenschaft im Rahmen der Vogelforschung und des spezifischen Naturschutzes ist es, Antworten auf diverse Fragestellungen zu finden, wie bez.
    * zum Vogelzug – Flugruten, Anforderungen der Vögel an Rast- u. Überwinterungshabitate, Gründe für die Verschiebung von Flugruten, Veränderungen im Zugverhalten, ..
    * zur Populationsbiologie – Brutverhalten, Bruterfolg, Lebensdauer, Überlebensraten, Bestandsentwicklung, Ursachen für Bestandsrückgänge, ..
    * zur Verhaltensökologie – Wechselwirkungen zwischen dem Verhalten der Vögel und Umweltfaktoren, ..

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    Beringung im Rahmen von IMS – Um aussagekräftige vergleichbare u. wiss. verwertbare Daten zu gewinnen, erfolgen Fang und Beringung bundesweit nach standardisierten Verfahren. Das beginnt bereits bei der Auswahl geeigneter Untersuchungsflächen. Sie müssen mindestens 10 ha und / oder eine linienhafte Länge von mindestens 1 km umfassen. Die Standorte der zu nummerierenden Netze sind vor dem ersten Fang festzulegen und dürfen während der gesamten Laufzeit des Projektes (min. 5 Jahre) nicht verändert werden. Sie sind zu fixieren und lagegerecht in eine Gebietskarte einzutragen. Von Mai bis August ist dann 1x pro Dekade für jeweils 6 Stunden ab Morgendämmerung zu fangen; das sind 12 Fangtage pro Saison. Die Netze (zusammen ca. 200 m) werden halbstündig überprüft. Die ins Netz gegangenen Vögel sind dabei aus ihrer misslichen Lage zu befreien und dem autorisierten Beringer zuzuführen. Die Beringung wird vor Ort durchgeführt. Dabei werden Metallringe der Vogelwarte Helgoland verwendet, die adäquate Ringgrößen für die jeweilige Vogelart konzipiert haben. – Für jeden Fang sind folgende Fangdaten zu kartieren: Vogelart, Ringnummer, Fangstatus (Erst-/ Wiederfang), Datum, Uhrzeit, Fangplatz, Netznummer, Geschlecht, Alter, Mauserstatus, Gewicht, Flügellänge und Länge P8 (8. Handschwingenfeder). In einem Fangprotokoll werden erfaßt: Uhrzeit des Netzauf- u. -abbaus, Beginn und Ende des Fangs, Wetterlage (Wind, Niederschlag), Störungen und Besonderheiten.
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    Vernetzung – Nicht nur beim Vogelfang vor Ort spielen Netze eine ganz entscheidende Rolle. Sie sind auch unverzichtbar für eine optimale Aufbereitung und Nutzung erhobener Daten, nicht nur zwischen den 3 deutschen Beringungszentralen, sondern auch den vergleichbaren Einrichtungen der europäischen und außereuropäischen Länder. Denn nur so kann man schließlich den Bedürfnissen der Global-Flyer gerecht werden und ihre Situation wirksam und nachhaltig zu bessern suchen.
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    Die Gesamtzahl der im vorigen Jahrhundert in Deutschland beringten Vögel (alle Arten zusammen) beläuft sich auf ca. 15 Mio. Exemplar. Europaweit werden heute jährlich mehr als 4 Mio. Vögel beringt, bei ca. 90.000 Wiederfängen, die in einer zentralen Datenbank in den Niederlanden gespeichert und vorgehalten werden (bis 2000 waren es bereits = 1,5 Mio.).

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    Die Kennzeichnung der Wildvögel erfolgt ausschließlich zu Forschungszwecken. Sie ist entsprechend legitimierten Beringern vorbehalten und erfolgt mittels individuell nummerierter Metallringe und farbkodierter Kunststoffringe sowie auch Flügelmarken. Letzterer Methode bedienen sich Dr. Oliver Krüger, Werther u. Ulrich Stefener, Melle für Untersuchungen am Mäusebussard. So gekennzeichneten Greifen kann man also durchaus auch im Osnabrücker Raum begegnen. Weitaus diffiziler und aufwendiger ist dagegen eine Besenderung von Vögeln, mit der man ihre Bewegungen / Wanderungen aktuell verfolgen und analysieren kann.

    2.10.2008, 23:47 | Kategorie: Beobachtungen,OS, Landkreis sonstige | Schlagworte: |

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